Die Zukunft bauen – Modul für Modul!

Ein Experts Projekt von Produktionshalle Timber Homes - Raummodule

Pfleiderer im Gespräch mit Herrn Hangl und Frau Rieder

Pfleiderer: Frau Rieder, mit welchen Anforderungen durch den Bauherrn sind Sie in die Planung der Produktionshalle gegangen?

Monika Rieder: Die neue Halle ist auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei entstanden. Dabei war dem Auftraggeber wichtig, sowohl wirtschaftlich als auch nachhaltig zu bauen. Das Areal wurde auch in der Vergangenheit bereits von Timber Homes genutzt, der Neubau der Halle stellt für das Unternehmen einen wichtigen Baustein für die weitere Unternehmensentwicklung dar. Dabei sollte man dem Objekt auf den ersten Blick ansehen, dass bei Timber Homes Holz verarbeitet wird. Das hat selbstverständlich unmittelbaren Einfluss auf die Konstruktionsweise und Materialwahl genommen.

Pfleiderer: Wie sind Sie diesen Anforderungen gerecht geworden? Und was macht die Halle besonders?

Monika Rieder: Die Halle steht auf dem Fundament der alten Lehmhalle des ehemaligen Ziegeleibetriebs. Wir haben die Stützen der Ziegelei genutzt, ergänzt um eine neue, mittig eingezogene Stützachse. Die innere Gliederung der Halle ist der Länge nach zweigeteilt. Auf der einen Seite befindet sich ein Schienensystem, auf dem die Holzbaumodule die Fertigung durchlaufen. Bei Bedarf können sie aus dem Prozess „ausgeschleust“ und in Haltepositionen auf der anderen Hallenseite geschoben werden. Das passiert, wenn einzelne Ausbauphasen länger dauern. Ansonsten ist die andere Seite der Halle als Materiallager konzipiert, in dem die Ausbaumaterialien in unmittelbarere Nähe der Produktionsstationen gelagert werden. Diese Hälfte ist außerdem in Teilbereichen der Höhe nach unterteilt, sodass die Fläche noch flexibler genutzt werden kann.

Pfleiderer: Herr Hangl, Sie sind auf zweifache Weise mit diesem Objekt verbunden. Können Sie das bitte erläutern?

Christian Hangl: Zum einen sind wir als Unternehmen an der Timber Homes beteiligt. Das heißt wir sind aktiv in die Entwicklung, Herstellung und Installation der Holzmodule von Timber Homes eingebunden. Als Huber & Sohn fertigen wir die Wandelemente vor, die bei Timber Homes zu Raummodulen zusammengefügt werden. Zum anderen haben wir als ausführendes Unternehmen die Pläne von Frau Rieder für den Neubau der Halle umgesetzt.

Pfleiderer: Das heißt in der neuen Halle werden ganze Raummodule gefertigt?

Christian Hangl: Ja genau. Die Halle ist auf Modullängen von bis zu 12 Metern ausgelegt, aktuell fertigen wir dort Module bis 9 Meter. Vom konstruktiven Grundaufbau bis zum schlüsselfertigen Innenausbau erfolgt alles in Dorfen. Dann werden die Module zum Bauvorhaben gebracht und vor Ort abschließend montiert. Daraus entstehen größere Wohngebäude, Gewerbeobjekte oder Anbauten für bestehende Gebäude. Bestes Beispiel ist die Kooperation mit Hotel & Apart4you, die direkt auf unserem Gelände entsteht: Hier werden 53 moderne Appartements mit insgesamt 125 Betten gebaut – und zwar ausschließlich aus vorgefertigten Raummodulen. 

 

Pfleiderer: Wo liegen die Vorteile dieser Bauweise, Herr Hangl?

Christian Hangl: In erster Linie – wenn man die Ökologie außen vorlässt – in der Geschwindigkeit. Der Spatenstich für die Appartements war im Februar, der Betrieb soll im Juli 2024 aufgenommen werden. Durch präzise, industrielle Vorfertigung können wir den Montageaufwand an der Baustelle minimieren. Außerdem sind wir so weitestgehend unabhängig vom Wetter. Auch das Genehmigungsverfahren gestaltet sich einfacher und schneller. Und theoretisch können wir unsere Module in unsere Halle am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes auch rückbauen. Auch das wird in Zukunft beim ökologischen bzw. klimabewussten Bauen wichtiger werden. Damit vereint die Modulbauweise von Timber Homes eine Vielzahl von Vorzügen für Bauherren, die schnell, hochwertig und nachhaltig bauen wollen.

Pfleiderer: Ein innovatives Konstruktionsprinzip liegt auch der Produktionshalle zugrunde. Können Sie das näher erläutern, Frau Rieder?

Monika Rieder: Da war zunächst die bereits erwähnte Anforderung, dass das Thema Holzbau auf den ersten Blick erkennbar sein sollte. Dann kam hinzu, dass wir die Halle aus wirtschaftlichen Gründen auf der bestehenden Bodenplatte errichtet haben. Außerdem sollte ein modernes, helles und freundliches Arbeitsumfeld entstehen, um in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels als attraktiver Arbeitgeber punkten zu können. Dabei spielte der zweigeteilte innere Aufbau eine wichtige Rolle, um den Raum effizient zu nutzen. Große Fensterflächen sorgen für Tageslicht in der Produktion und eine Tragkonstruktion aus Schichtholzbindern auf eingespannten Stahlbetonstützen sorgt für eine Großzügigkeit in der Gliederung, die sowohl den Anforderungen der Arbeitsprozesse als auch der positiven Atmosphäre in der Halle Rechnung trägt. Und auch sonst sind baulich viele Details auf intelligente Weise im Holzbau gelöst worden. Zum Beispiel der Anprallschutz für den Stapler, der zum Transport der Raummodule genutzt wird: Er konnte in die seitlich der Tore verlaufenden Träger integriert werden. Keine einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, dass hier Module mit einem Gewicht von bis zu 15 Tonnen bewegt werden. Aber so können wir auf die üblichen vorgesetzten Bügel verzichten und das Gesamtbild der Halle büßt nichts von seiner Ästhetik ein.

Pfleiderer: Dabei zahlt die Halle ja nicht nur ästhetisch auf Holzbau ein. Können Sie die Konstruktionsweise näher erläutern?

Christian Hangl: Die Dachkonstruktion besteht aus Massivholzbindern in einem 12-Meter-Raster, die mit LivingBoard P7 in 22 Millimetern Stärke ausgesteift ist. Die Fassade besteht aus 12,30 m hohen Wandelementen. Die Außenwände verfügen über Massivholzrahmen mit einer Dämmebene von 320 Millimetern, die mit Mineralwolle ausgedämmt sind. Nach innen schließen sie – genau wie das Dach – mit LivingBoard P7 in 22 mm ab. Für diese Konstruktion war es für uns von großem Vorteil, dass Pfleiderer die Platten vorkonfektioniert in 2.580 x 6.000 mm liefern konnte, denn das passt perfekt zum 12-Meter-Raster der Binder und erlaubt uns eine Innenbeplankung mit minimalem Verschnitt. Den äußeren konstruktiven Abschluss bilden Fermacell-Platten, auf denen eine Massivholzfassade in senkrechter Nut-Feder-Schalung angebracht ist. Durch diese Konstruktionsweise konnten wir Wirtschaftlichkeit, konstruktive Anforderungen und die angestrebte angenehme Arbeitsatmosphäre optimal in Einklang bringen.

Monika Rieder: Hinzu kommt, dass der Auftraggeber bei der Umnutzung der alten Ziegelei hohe Ansprüche an Nachhaltigkeit gestellt hat. So wurden zum Teil sogar Baustoffe der Vorgängerbauten für andere Aufgaben auf dem Areal wiederverwendet. Eine Cradle-to-Cradle-Silber-zertifizierte Platte wie die LivingBoard hat hier hervorragend in das auf Kreislauffähigkeit ausgerichtete Materialkonzept gepasst. Und auch in puncto Energieversorgung ist die neue Produktionshalle Teil eines durchdachten, ressourcenschonenden Konzeptes: Auf dem Areal wird eine Nahwärmeversorgung genutzt, die alle Gebäude effizient mit nachhaltig erzeugter Wärme versorgt. Hinzu kommen Photovoltaikflächen auf den Gebäuden – auch auf der Produktionshalle für Timber Homes, die einen nicht unerheblichen Teil der elektrischen Energie direkt vor Ort generieren.

Pfleiderer: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei den Produkten von Timber Homes, sprich: bei den Raummodulen?

Christian Hangl: Unsere Modulgebäude tragen zu einer nachhaltigen Umwelt-Bilanz beim Bauen bei: Das in ihnen verbaute Holz bindet CO2, sie zeichnen sich durch gute Dämmwerte aus und sind mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung inklusive Wärmerückgewinnung ausgestattet. Außerdem verfügen sie über ein autarkes Energiekonzept mit Photovoltaikanlage und Batteriespeicher. Damit sind sie im KfW40+ Programm förderfähig – und demonstrieren eindrucksvoll, wie nachhaltiges, wirtschaftliches Bauen und Wohnen der Zukunft aussieht.

Pfleiderer: Wie viele Module können Sie am Standort in Dorfen bauen?

Monika Rieder: Die Halle ist so ausgelegt, dass zeitgleich 10 bis 15 Module den Fertigungsprozess durchlaufen können. Aktuell, in der Anlaufphase wird ein Modul pro Tag fertiggestellt, die Kapazität soll dann auf drei Module pro Tag erhöht werden. Damit ist die neue Halle für Timber Homes ein entscheidender Baustein, um die geplanten Unternehmensziele für die kommenden Jahre in die Tat umzusetzen.

Christian Hangl: Wie wichtig nachhaltiges Bauen mit Holz im industriellen Maßstab wird, lässt sich auch daran ablesen, dass die Bundesbauministerin Klara Geywitz zur Einweihungsfeier der Halle im Februar 2024 persönlich vor Ort war. Für uns eine große Ehre und ein Beleg dafür, dass wir mit unserer Arbeit und unserem Konzept einen echten Beitrag zum verantwortungsbewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen und damit letztlich zu einer lebenswerten Zukunft leisten.

Pfleiderer: Frau Rieder, Herr Hangl, vielen Dank für das Gespräch!

STECKBRIEF MONIKA RIEDER & CHRISTIAN HANGL

Beruf       Architektin
MottoImmer neugierig bleiben und neue Herausforderungen annehmen.

 

 

Beruf       Bauchtechniker & Zimmerermeister
MottoInteressante Projekte voranbringen, neue Konstruktionen entwickeln, und immer versuchen, einen Schritt voraus zu sein.

Die Fakten zum Projekt

Objekt:Produktionshalle von Timber Homes, Dorfen
Bauherr:Timber Town Immobilienmanagement GmbH & Co. KG
Produkt:LivingBoard Face Contiprotect P7
Planung:

Monika Rieder, Rieder Architektin + Stadtplaner PartG mbB, Obing

Ausführung:Huber & Sohn GmbH & Co. KG, Bachmehring
Fertigstellung:2024

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